Newsletter_Sonderausgabe_2015_final - page 5

10.07 Leutenberg
: Am Vorabend der anstehenden Chorreise bat sich
beim Konzert in Leutenberg bereits die Möglichkeit zum Üben des
Chorreisealltags. Schwarze Socken, weiße Unterhemden und Melde-
pflicht sorgten schon hier für die Vergabe der ersten (Klo-)Punkte. Die
Knaben probierten sich am Stillstehen, die Männer am 129. Psalm von
Liszt und der Kantor an den bekannten Ansagen zwischen den Stücken.
11.07. Dessau
: Die Mette, sowie die traditionellen Tränen einiger
Eltern, die ihren Knaben zum ersten Mal für 10 Tage entbehren müssen,
bereiteten uns einen warmen Abschied aus Saalfeld. Das erste Sportver-
bot ließ nicht lange auf sich warten, als Jörn dem Kantor in der Stellpro-
be zu schlapp erschien.
12.07 Bernau:
Bereits vor Abfahrt nach Bernau
trafen die ersten Knaben mit Postkarten an die Ehemaligen bei den
Chorältesten ein. Auf die ausgelöste Zuversicht, folgte aber jedoch teils
Ernüchterung. Nur 1 Grußsatz genügt hier definitiv nicht. In Bernau
angekommen, waren 3 weibliche Jugendliche bei der Quartierverteilung
der Grund für erhöhte Wettbeteiligung, wer nun mit wem in welches
Quartier komme.
13.07 Altentreptow
: 8.30 Mette; 2 Stunden Busfahrt;
1 Stunde Stellprobe; Quartierverteilung; Mittagessen im Gemeindehaus
mit denjenigen, die erst nachmittags ins Quartier kommen; ein Knabe
vermisst seinen Bruder und muss getröstet werden.
14.07 Grimmen:
Nach der Stellprobe stand Gulasch auf dem Speiseplan. Auf eine Partie
Fußball mit „speziellen Regeln“ folgte die Quartierverteilung, bei der
diesmal eine Hand voll Knaben und Männer übrigblieben. Diese sollten
sich noch die Zeit im Ort vertreiben, bis sie ihre Betten in einer Jugend-
herberge außerhalb beziehen durften. Aus der abendlichen Gesprächs-
runde möchte ich Steffen zitieren: „Ob der Bus Kratzer hat, kümmert
mich wenig, wichtig ist, dass ihr keine bekommt!“
15.07 Gnoien
: In
Gnoien stand wieder gemeinsames Mittagessen an, Klops mit Kartoffeln
auf Mischgemüse. Der schwächelnden Stimme des Kantors geschuldet,
durften von nun an ausgewählte Männerchoristen die Ansagen zwi-
schen den Stücken im Konzert vortragen.
16.07 Parchim
: Heute war
letzter Abgabetermin der Postkarten an die Ehemaligen („Wir sind
heute in Parchim, das Quartier ist schön, die Verpflegung ist gut, die
Sonne scheint, die Konzerte sind gut besucht und der Kantor ist zufrie-
den. Viele Grüße von der Chorreise!“)
17.07 Werben
: 1700 Einwohner
und eine Kirche auf dem Level unserer Johanneskirche, das war Wer-
ben. Nicht nur die Kirche war für eine Überraschung gut, verschiedene
Sorten Pizza zur Sättigung empfand der Chor als gelungene Abwechs-
lung zum Mischgemüse der vergangenen Tage.
18.07 Rathenow
: Mitt-
lerweile war Organist und ehemaliger Thomaner Malte fest in Proben-,
Einsing-, und Dirigiertätigkeiten etabliert. So wurde ihm wiederholt die
Ehre zu Teil, uns im Konzert bei einigen Stücken mit taktgebenden
Handbewegungen zu leiten. Roderich bewertete das Konzert an diesem
Nachmittag als das Beste während seiner Amtszeit als unser Kantor. Ivo
musste leider vorzeitig abreisen, hat aber bis hierhin besonders tapfer
und ehrgeizig durchgehalten.
19.07 Oebisfelde
: Dies sollte die letzte
Busfahrt sein, bei der Rainer die Fahrerkabine mit erfahrenem Griff und
eisernem Fuß bedient. Er hat nie ein Konzert gemisst und war von An-
fang an mehr als nur ein Busfahrer für uns.
20.07 Markoldendorf
: Ge-
meinsames Mittagessen mit Salat mit Putenstreifen, Knödeln mit Pilzso-
ße und Gulasch standen in der Kantine eines evangelischen Gymnasi-
ums zur Auswahl. Am Rand sei erwähnt, daß Markoldendorf als erster
Chorreiseort in Niedersachsen historischen Charakter hat. Spät abends
lud der Bürgermeister höchstpersönlich zum geselligen Abend in seinen
Garten ein.
21.07 Wiehe
: Für den letzten Chorreiseort galt ein besonde-
rer Tagesablauf. Die Chorkleidung sollte vor Abfahrt aus den Koffern
entnommen und separat gepackt werden, was dieses Jahr erstaunlich
reibungslos klappte. Wiener mit Semmeln, Nudelsalat und Kuchen gab
es vor der Stellprobe. Anschließend folgte statt Quartierverteilung ein
Fußballspiel, während sich einzelne auf bereitgestellten Matratzen
ausruhen konnten. Der Chorkonvent beschloss, dass unsere treuen
Gefährten Manuel, Fritjof, Rillo und Geralt nach dem letzten Konzert in
den Ehemaligenstand erhoben werden sollten. Nach dem gewohnt
turbulenten Siegeszug nach Saalfeld und einem krönenden Konzert in
unserer Heimatstadt schnappte die Schere und die Vier wurden sehr
emotional aus dem Kreis der Aktiven verabschiedet.
„Treue fängt schon im kleinen an; nur durch
Treue wird man ein Mann.“ Nach nunmehr
zehn Dienstjahren und über 1500 Proben
kann Ich sagen, dass Treue in einer Gemein-
schaft wie wir sie haben nicht nur existenzi-
ell, sondern auch eine besondere Eigen-
schaft eines jeden Thüringer Sängerknaben
ist. Diese bemerkenswerte Treue eines Je-
den hat mich unterbewusst in meiner ge-
samten Laufbahn verfolgt und geprägt.
Bemerkt habe Ich es erst in den letzten
Jahren in denen die Treue immer mehr mit
der Verantwortung zusammenschmolz. Am
meisten ist mir dies während des Ehemali-
gentreffens und dessen Organisation be-
wusst geworden. Jemand kennt einen, der
einen kannte, der einen kennt der mal Sän-
gerknabe war und der einem bei seinen
Aufgaben helfen könnte. In Wahrheit kam
erst so eines der schönsten Feste zustande,
an dem Ich je teilhaben durfte. Die besonde-
re Treue die einen zum Mann macht und
einen bis in die Zukunft begleiten wird, hat
es möglich gemacht, dass wir ein solch ge-
lungenes Chorjubiläum feiern durften.
Was diese bemerkenswerte Treue verur-
sacht ,ist mir auf meiner letzten Chorreise
aufgefallen. Wochenlange Vorfreude und
Anspannung, gestresste und zielbewusste
Chorleiter, Feinschliff des Programms, der
„Oh mein Gott – ich brauche unbedingt noch
schwarze Socken“-Moment, das Einsteigen
in den Bus, winkende und vielleicht auch
weinende Familienmitglieder, das Bewusst-
sein 11 Tage mit den kleinen und großen
Jungs unterwegs zu sein, mit Ihnen Quartie-
re zu beziehen und Konzerte zu singen, vor
allem mit Ihnen etwas zu erleben was ande-
re sich nur erträumen können. Und das alles
zum letzten Mal. Der Moment des Ab-
schieds, das letzte Konzert – danach habe
ich nur noch gezittert. Drei meiner besten
Freunde haben zusammen mit mir Ihren
Schlips verloren und den Ehemaligenstatus
erlangt. Was wir jedoch nie verlieren werden
und was uns verbindet, ist unsere Treue zum
Chor und die vielen schönen Erlebnisse die
wir in Ihm hatten. Dazu bleibt mir nichts
weiter zu sagen als „Danke“.
PS: Viele Quartiergeber haben gefragt ,was
man neben dem Chor noch gerne gemacht
hat. Bei mir war das klar- das Fernsehen- bei
dem Ich zwar nichts gelernt habe aber ein-
mal einen Spruch aufgegriffen habe:
„Semper fidelis“ ist Latein und bedeutet so
viel wie „immer treu“. Bleibt auch Ihr dem
Chor immer treu!
Semper Fi – Geralt (2005-2015)
Präfekt a.D.
Roderich—Kantor Andreas Marquardt
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Reisetagebuch Chorreise 2015
Sangerknaben intern
DIE NEUEN IM CHOR
Sängerknaben
Richard Fritzenwanker
August Kaufmann
Noah Hantschel
Dominik Matthes
Jonas Blasko
Max Schröder
Leon Platochine
Ferdinand Pfeiffer
Mädelchor
Wiebke Kleischmann
Cara Roschka
Victoria Will
Jona-Lee Stauch
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